Gutenbergs Erbe

Heute existieren immer noch eine Menge Fachbegrifflichkeiten, die aus dem althergebrachten Druckgewerbe stammen. Lesen Sie einen Auszug aus dem kleinen Lexikon der Schwarzen Kunst.

Ausschießen
Beim Ausschießen werden die Seiten so auf einen Bogen gestellt, dass diese nach dem Drucken und Falzen in der richtigen Reihenfolge erscheinen. Zum anderen ist damit das Herausnehmen unbedruckter Bögen gemeint, die zwischen bedruckte gelegt (eingeschossen) wurden, um ein Abfärben der Drucke zu verhindern. Diesem Ausschießen geht immer das Einschießen voraus.Ausschlachten
Nach der Beendigung des Druckens wird die Druckform zerlegt, das heisst jede einzelne Buchstabentype wird wieder in den Setzkasten eingeordnet. Dies muss sehr gewissenhaft erfolgen, damit es nicht zum so genannten Verfischen kommt.

Blankschlagen
Dies ist das Einbauen von Lücken innerhalb des Drucksatzes, weil das an die entsprechenden Stellen gehörende Material (Text oder Bilder) noch fehlt. Wenn es dann vorliegt, werden die Lücken (die blankgeschlagenen Stellen) gefüllt.

Brotschrift
Dieser Ausdruck stammt aus der Zeit, in welcher die Buchdrucker ihren Erwerb ausschließlich aus dem Druck und Verkauf von Büchern erzielen mussten. Da die zu einem Buch verwendete Schrift zum Broterwerb diente, nannte man diese Brotschrift.

Durchschuss
Damit ist der Abstand der einzelnen Textzeilen innerhalb der Druckform zueinander gemeint.

Fahne
Bevor einzelne Buchseiten gebildet werden, wird zunächst Zeile für Zeile des Textes gesetzt. Um seine  Arbeit auf Fehler zu überprüfen, fertigt der Setzer für die Korrektur einen Abzug auf Papierblättern an, die wie Fahnen geschnitten sind.

Fisch
Das ist eine Drucktype, die in einem falschen Fach des Setzkastens liegt.

Fleisch
Darunter versteht man den das Buchstabenbild umgebenden Teil der Drucktype, auf dem sie sich gleichsam aufbaut. Weil es tiefer als das Typenbild liegt, erscheint es im Druck nicht mit, ist aber dennoch wichtig: Es bestimmt den Abstand der Buchstaben voneinander.

Fliegenkopf
Manche Buchstaben werden viel häufiger gebraucht als andere, so das e, n oder s. Sind sie trotz größeren Vorrats im Setzkasten ausgegangen, arbeitet der Setzer trotzdem weiter und markiert die im Satz aufzufüllenden Stellen mit Fliegenköpfen. Das sind möglichst gleich dicke, andere Buchstaben, die aber auf den Kopf gestellt sind. So fallen sie leicht auf und können später ausgewechselt werden.

Furz
Für eine recht leicht zu fertigende Satzarbeit, also beispielsweise einen „glatten“ Text ohne ungewöhnliche Fremdwörter, mathematische oder chemische Formeln, gibt es diesen Ausdruck.

Gasse
Als Gasse bezeichnet man die schmalen Gänge zwischen den Satzregalen, die nur etwa einen Meter breit sind.

Gautschen
Beim Gautschen wird der ausgelernte Lehrling auf einen nassen Schwamm gesetzt und dann in eine Wanne mit Wasser getaucht. Dazu werden auch Sprüche geklopft. Ein bekannter Gautschspruch ist dieser: ‚Packt an, Gesellen, laßt seynen Corpus Posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm, biß trieffend beide Ballen. Der durst`gen Seele gebt ein Sturtzbad obendrauff, das ist dem Sohne Gutenbergs die allerbeste Tauff.‘ Ursprünglich kommt das Gautschen aus der Fachsprache der Papiermacher und bedeutet das Pressen von Papierbahnen, um das Wasser daraus wegzubringen.

Grab
Darunter wird der Raum verstanden, den man durch satztechnische Maßnahmen schaffen muss, um etwas versehentlich Ausgelassenes, eine Leiche, einarbeiten zu können.

Hasenöhrchen
So nennt der Setzer die Anführungsstriche in seiner Fachsprache.

Hochzeit
Damit sind doppelt gesetzte Worte oder Wortfolgen gemeint.

Hurenkind
Dieser Ausdruck wird für eine Zeile am Kopf einer Seite verwendet, die nicht, wie die meisten anderen Zeilen, mit dem rechten Rand abschließt. Dadurch wirkt sie verloren wie einst ein uneheliches Kind.

Jungfrau
Wie man sich eine Jungfrau vorstellt, makellos, so bezeichnet man einen Korrekturabzug ohne Fehler.

Leiche
Eine Leiche ist ein vom Setzer versehentlich ausgelassenes Wort oder ein Satz. Diese Leiche muss dann in ein Grab hinein, das bedeutet: Mittels satztechnischer Maßnahmen muss Raum zum Einarbeiten des Ausgelassenen geschaffen werden.

Mönch
Ein Bogen, der blasse und unvollständig bedruckte Stellen aufweist, wird so bezeichnet; aber auch ein Bogen, der mehrfach durch die Druckmaschine gegangen ist.

Schiff
Der fertige Satz wird damit transportiert, wobei es sich hier um eine Metallplatte handelt.

Schimmelbogen
Man redet von Schimmel, wenn ein Blatt fälschlicherweise nur einseitig bedruckt wurde, es also weiß ist wie das bewusste Pferd. Weil aus technologischen Gründen nicht nur ein Blatt, sondern ein ganzer Bogen auf einer Seite weiß bleibt, wird dieser allgemein als Schimmelbogen bezeichnet.

Schmorkohl
Das ist der Ausdruck für leicht zu fertigende Druckarbeit.

Schnellschuss
Wenn bei einem rasch zu erledigenden Auftrag die Druckqualität nicht ganz überzeugt, sagt man ein wenig entschuldigend: Das war eben ein Schnellschuss.

Schusterjunge
So nennt man die Anfangszeile eines Abschnittes, die am Schluss einer Spalte oder einer Seite steht.

Schwarze Kunst
Die Druckfarbe ist üblicherweise schwarz, und das Drucken selbst scheint Arbeit wie Kunst zu sein – so wird das Gewerbe als Schwarze Kunst ausgewiesen. Mancher hat das Druckwesen in der Vergangenheit aber auch als Hexerei und Zauberei empfunden.

Schweizerdegen
Die Degen der Schweizer Söldner waren beidseitig geschliffen und somit in zwei Richtungen zu gebrauchen. Unter Schweizerdegen versteht man in der Druckerei noch heute einen Fachmann, der sowohl setzen als auch drucken kann.

Setzerdompteur
Seine Aufgabe besteht darin, die gesetzten Spalten zu Seiten zusammenzustellen. Korrekt wird er als Metteur bezeichnet.

Spieß
Dabei handelt es sich um hochstehendes Blindmaterial, das mitdruckt, und zuerst dem Drucker sowie später auch dem Leser als Ärgernis auffällt.

Verfischen
Ein Setzkasten ist verfischt, wenn die Buchstabentypen nicht in den entsprechenden Fächern desselben liegen.

Winkelhaken
Dieses Arbeitsinstrument des Setzers ist ein nach zwei Seiten offenes Kästchen mit einer verstellbaren Seitenwand (Frosch), in dem die Lettern zu Zeilen zusammengefügt werden.

Zwiebelfisch
Hat sich eine Drucktype einer anderen Schriftart in den Drucksatz eingeschlichen, wird diese Zwiebelfisch genannt.